DIE KÄMPFERIN – SILVIA PRINCIGALLI

Von Sophie Jaeggli / April 27, 2021

 

Silvia Princigalli, Journalistin & Creator

 

Würdest du dich selber als «Kämpferin» beschreiben?

Ja, das würde ich. Doch ich finde es manchmal auch schwierig, wenn man zu sehr in diesem «Kampfmodus» ist, vergisst man schnell das Leben auch manchmal einfach zu geniessen. Aber es gibt sehr viele wichtige Dinge im Leben, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ich war früher im Sport oder in der Schule sehr ehrgeizig und manchmal auch über meine körperlichen Ressourcen hinaus. Das hat sich auch meistens ausgezahlt.

Worin zeigst du dich als Kämpferin und wofür kämpfst du?

Gegen Ungerechtigkeit im Alltag. Für alles, das noch nicht gleich behandelt wird, es aber sollte. Ich setze mich sehr für die Chancengleichhkeit ein. Es passiert zu häufig, dass jemand anderem Ungerechtigkeit widerfährt und da nicht einfach wegzuschauen, sondern sich einzusetzen, ist wichtig und zeigt Courage. Man sollte nicht immer nur für sich selber kämpfen, sondern sich auch für andere einsetzen, die nicht kämpfen können oder keine Kraft mehr dazu haben. Einzustehen für das, woran man glaubt und zwar auch im Alltag, macht kämpfen sinnvoll.

Welche Tipps würdest du denen geben, die nicht den Mut haben zu kämpfen?

Führe dir zuerst deine Werte vor Augen und finde für dich heraus, woran du glaubst und wofür du kämpfen willst. Lebe täglich mit diesem Bewusstsein, dann wirst du schnell merken, wenn dich etwas stört oder du nicht ganz damit einverstanden bist. Überlege dir dann auch, ob du dann für dich oder eine andere Person einstehen möchtest und wie viel Wert es dir ist. Nicht immer lohnt es sich eine Diskussion anzufangen. Wie man so schön sagt «de Gschider gid noh». Letztendlich ist es mir wichtig, dass ich abends im Bett liegen kann, ohne zu bereuen, etwas nicht getan zu haben.

Ist Frida Verde für dich auch eine Kämpferin?

Sie ist durchaus eine Kämpferin. Sie hat in einer ungewissen Zeit etwas gewagt und in der Krise eine Chance gesehen. Diese Chance hat sie genutzt, um etwas Neues entstehen zu lassen. Hinter dem Brand stecken noch ganz viele individuelle Kämpferinnen und Kämpfer, und zwar die Pflanzen. Ohne diese würde es nicht funktionieren.

Wie kann eine Pflanze kämpfen?

Pflanzen sind zum Teil arme Lebewesen. Sie müssen sich mit Menschen herumschlagen, die nicht immer achtsam und fürsorglich sind. Die Natur macht aber zum Glück auf sich aufmerksam, sobald etwas nicht ganz stimmt. Die Pflanze kämpft für frisches Wasser, frische Erde oder einen neuen Standort, in dem sie zeigt, dass es ihr nicht gut geht. Pflanzen sind meiner Meinung wirklich grosse Kämpferinnen und Kämpfer. Sieht man sich die vier Jahreszeiten an, wird einem erst richtig bewusst, womit sie sich alles herumschlagen müssen. Ich sehe einige Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Pflanzen. Manchmal müssen wir uns einfach zurückziehen wenn es uns nicht so gut geht, die Pflanzen genauso, wenn sie im Herbst ihre Blätter verlieren. Im Frühling erwachen sie dann wieder und merken, dass doch alles gut wird.

Was gefällt dir an der «Kämpferin», Strelitzie Nicolai?

Ich habe immer wieder neue Pflanzen-Crushes, zum Teil auch sehr saisonal bedingt. Ich liebe zwar alle meine Pflanzen-Babys, jedoch gibt es immer die eine Pflanze, die mich total vom Hocker haut. Letztes Jahr war ich in L.A. und habe die Strelitzie in so vielen Gärten gesehen und mich sofort in sie verliebt. Am Anfang habe ich sie recht wenig in der Schweiz angetroffen, da sie immer überall ausverkauft war. Ich habe wirklich gekämpft, gekämpft und gekämpft, um eine zu bekommen und dann habe ich Frida Verde kennengelernt. Dabei habe ich gelernt, dass es sich oft lohnt, geduldig zu sein und in den Momenten, in denen kämpfen aussichtslos erscheint, wird man belohnt.